Gehorsam und Ungehorsam - Auf Ursachensuche
- Viktoria

- 24. Nov. 2024
- 3 Min. Lesezeit
Stell dir vor, du bist mit deinem Hund spazieren und ein anderer Hund kommt um die Ecke. Plötzlich sind alle erlernten Signale vergessen – er läuft los, ohne auf dein Rufen oder deine Zeichen zu achten. Aus dem anfänglich gerufenen „Hier“ wird ein „Gehst du her da“ bis hin zum „leicht“ hysterischen Rufen des Namens. Doch vergebens. Du musst die Verfolgung aufnehmen und deinen Hund einfangen. Solche Situationen lösen bei uns Hundehaltern Ärger und Frust aus, denn wir sind uns sicher: Unser Hund weiß was „Hier“ heißt! Also warum klappt es gerade dann nicht, wenn es am wichtigsten ist? Wenn‘s draufankommt hört der Nix! Fühlst du dich ertappt bereits sowas gesagt zu haben wie: „Wenn der Benno kommt, schaltet meine Mira auf Durchzug, da hört die nix mehr.“ Wie geht's uns Hundehaltern damit? Es frustriert, ärgert uns und Mal ehrlich, wir suchen Ausreden. Nicht selten bekommt unser Hund dann den Frust ab. Nehmen dir uns dem Mysterium Mal an und begeben uns in den Kopf des Hundes. Wir klären die Frage: Warum folgt der nicht?!

Aus der Erfahrung von Hundetrainern gibt es eine Reihe von Gründen, warum Hunde manchmal einfach „nicht hören“. Wir schauen uns einige davon an. Manche sind leichter zu erkennen, andere verstecken sich unter der Oberfläche: Beginnen wir mit der häufigsten Ursache (1) bis hin zur seltensten (6):
Überforderung durch Stress: Das Nervensystem des Hundes arbeitet dann auf Hochtouren, oft ist die Erregung so hoch, dass kein Platz für anders bleibt.
Etwas anderes ist toller: Gerade bei intensiven Reizen – wie bei Wildtieren oder einem aufregenden Geruch – kann der Reiz, dem zu folgen, überwältigend stark sein.
Das Signal hat seine Relevanz verloren: Hast du deinem Hund schon oft in Situationen Kommandos gegeben, ohne die Befolgung konsequent einzufordern? Dadurch wird es an Bedeutung verlieren.
Exploration: Das kann als Art „Test“ deiner Führungskompetenz und der Grenzen genutzt werden.
Keine ausreichende Motivation: „Warum sollte ich das tun?“ Der Hund hat nichts davon die Signale umzusetzen.
Der Hund hört wirklich nichts: Selten aber doch kann es daran liegen, dass der Hund das Signal nicht wahrnimmt. Ursachen können Schwerhörigkeit oder Hintergrundlärm sein.
Das Erlernen von Signalen ist also noch kein Garant dafür, dass ein Hund diese auch umsetzt. Aber was nun?
Es gibt gute Nachrichten: Es gibt Lösungen, und die liegen im Verständnis der eigentlichen Ursachen und in einer gezielten Anpassung des Trainings. Dazu wenden wir uns kurz dem Gegenteil zu und schauen uns auch an, was die Gründe für Gehorsam sind:

Wir Menschen wünschen und oft, dass der Hund aus Liebe zu uns gehorcht. Das ist jedoch realistisch betrachtet nicht oft der Fall. Die wahrscheinlichste Ursache, die auch im „modernen“ Training im Mittelpunkt steht, ist der Vorteil für den Hund. Er hat was davon. Dabei sollten rational bleiben und unser eventuell gekränktes Ego, da er es ja nicht „aus reiner Liebe“ tut, bei Seite lassen. Vielmehr stehen hier biologische Grundprinzipien im Vordergrund. Diese müssen wir hinnehmen.
Mit den Jahren kommt dann noch die Gewohnheit als Ursache dazu. Dazu kommt es, wenn das Training über länger Zeit konsequent umgesetzt wurde.
Eine Ursache die dir vielleicht ins Auge sticht, ist die Angst, welche einen großen Anteil der Ursachen ausmachen kann. Für den Hund bedeutet das, er setzt Signale um, da er Angst vor den sonstigen Konsequenzen hat. An dieser Stelle sollten wir hinterfragen, was wir für unseren Hund wollen. Wollen wir, dass unser Hund aus Angst gehorcht? Hier fällt die Entscheidung über den Trainingsstil.
Das Training
Ein gutes, abgestimmtes Training berücksichtigt demnach beides: Die Ursachen für das Nicht-Beachten, Ungehorsam, sowie die Ursachen für das Ausführen von Signalen, Gehorsam. Ein sehr wichtiger Bestandteil des Trainings zielt auch darauf ab, dass du lernst deinen Hund zu beobachten und Stressanzeichen sowie die richtigen Belohnungen für deinen Hund zu erkennen und korrekt einzusetzen.
Meine Kurse, speziell für Fortgeschrittene sind strukturiert aufgebaut und führen dich und deinen Hund durch Ursachen und Lösungen hindurch zur Bewältigung von schrittweise größeren Schwierigkeiten. Wir widmen uns in den Kursen auch dem Thema Management-Maßnahmen – sie sind im Alltag oft unerlässlich, um bestimmte Herausforderungen zu überbrücken und den Hund auf lange Sicht sicher zu führen.

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